Gegen den Mainstream: Bewusste Entscheidung für die Ausbildung in der Jugendhilfe
Laura Parasiliti ist eine Exotin in ihrer Ausbildung: Mit elf anderen jungen Menschen sitzt sie wöchentlich im Klassenraum im Dülkener Berufskolleg, aber nur mit zwei von ihnen kann sie sich fachlich zu ihrem Arbeitsbereich, der Jugendhilfe, austauschen: Als angehende Erzieherin in der dualen Ausbildung arbeitet die 21-Jährige seit drei Jahre im Bethanien Kinder- und Jugenddorf und zeigt damit, dass Erzieher ein viel weiteres Berufsfeld abdecken können als nur die Arbeit in Kindertagesstätten.
Lena Wey studiert in Nimwegen und arbeitet zwei Tage in der Woche in einer Kinderdorffamilie
Für Lena Wey aus Nettetal kommt die Entscheidung, eine Jugendhilfeeinrichtung als Praxisstelle zu wählen, von Herzen. „Bethanien ist Heimat für viele Kinder, dadurch ist die Arbeit hier sehr intensiv. Wir sind als Pädagogen nah an den Kindern dran, bauen eine feste Bindung auf und schaffen es gleichzeitig, mit Professionalität mit ihrer Lebensgeschichte umzugehen“, erzählt sie. Das fiel der 22-Jährigen zu Beginn ihrer Tätigkeit schwer. „Ich habe hier gelernt, ganz genau den Kindern zu zuhören, Verhaltensweisen noch einmal genauer zu betrachten und auch das, was die Kinder erlebt haben, bevor sie hierhin gekommen sind, nicht zu nah an mich heranzulassen“, beschreibt die Nettetalerin. „In dieser Art und Weise hätte ich das in einem anderen sozialen Bereich nicht lernen können.“
Dass die 22-Jährige auch dann arbeiten muss, wenn ihre Freunde frei haben, störe sie nicht: Wochenenddienste und ab dem fünften Semester auch Nachtschichten gehörten eben zum Job dazu. Dafür könne sie ihre eigenen Ideen mit an den Arbeitsplatz bringen, schwärmt sie: „Ich liebe es, zu tanzen und habe zu Beginn zum Beispiel eine Hip Hop-Tanzgruppe für die Kinderdorfkinder gegründet. Generell habe ich hier viele Möglichkeiten.“
„Wir bewerben uns auch bei unseren Bewerbern“ – Kinderdorfleiter Dr. Klaus Esser
Lena Wey und Laura Parasiliti sind nur zwei von rund 35 jungen Frauen und Männern, die zurzeit im Bethanien Kinder- und Jugenddorf den praktischen Teil ihrer Ausbildung oder ihres Studiums absolvieren. Kinderdorfleiter Dr. Klaus Esser ist dankbar für jede Einzelne und jeden Einzelnen, der sich bewusst für eine Ausbildung oder ein Studium in der Jugendhilfe entscheidet. „Wir machen immer wieder die Erfahrung, dass junge Menschen auch im sozialpädagogischen Feld gar nicht wissen, wie interessant, vielfältig und befriedigend die Arbeit im Kinderdorf ist“, sagt er. Als Kinderdorfleiter versucht er mit seinem Team, dafür den richtigen Rahmen zu schaffen. Dazu gehöre eine gute Betreuung und Begleitung während der Ausbildung durch das Kinderdorf, Möglichkeiten zur Entwicklung und Weiterbildung sowie ein schöner, gepflegter Ort zum Arbeiten. „Wir bewerben uns auch bei unseren Bewerbern“, erklärt Dr. Klaus Esser: „Und dann freue ich mich, berufliche Werdegänge zu begleiten und zu sehen, wie die jungen Fachkräfte an ihren Aufgaben wachsen .“